Er ist wahrscheinlich das älteste Bauwerk der Stadt, soll schon Bergfried der Landauer Burg gewesen sein, ehe er als einer von 25 Türmen die mittelalterliche Stadtfestung verstärkte. Als einziger hat er deren Abbruch und den Aufbau der Vaubanfestung überstanden. Er wurde fortan als Kerker genutzt, woher er seinen klangvollen Namen „Galeerenturm“ hat (da kam man hin bevor man als Rudersklave auf die Galeere geschickt wurde, mutmaßt der geneigte Asterixleser).
Mit dem Ende der Festung verlor auch der Turm nach und nach seine Aufgabe an modernere Bauten. Nach und nach wurde der Hauptwall abgetragen, bis nur noch der nordwestliche Cünettenabschnitt mit seinem Turm auf dem nördlichen Pestalozzischulhof und der Fläche der Beamtenwohnanlage an der Pestalozzistraße stand.
In diesen war die aus dem Umfeld bayrischer Offiziere stammende, dem Simplizissimus verpflichtete Geheimgesellschaft der Niederländter gezogen, die ihr Domizil alsbald als „Hoogschans“ bezeichnete. Als der damalige Bürgermeister gegen den Willen der Landesregierung den Abriss des Wallrests durchsetzte, um dort Wohnungen für städtische Mitarbeiter zu bauen, erhielt die Hoogschans-Societät den Galeerenturm als neues Domizil: Der Eingang wurde aus dem Obergeschoss (von der Mauerkrone) ins Erdgeschoss versetzt, die Zellen im EG fortan zum Weinkeller und die Obergeschosse zu Aufenthaltsräumen umgebaut und genutzt. In diese Zeit fällt auch die Bemalung der Wände des Versammlungsraums durch den bekannten Godramsteiner Maler Adolf Kessler, der Mitglied der Gesellschaft war.
Ironie der Geschichte: Diese Wohnanlage, die an die Stelle des denkmalgeschützten Wallrests gebaut wurde, ist nun selbst unter Schutz gestellt. Das steht beim Galeerenturm natürlich außer Frage: Als Zeitzeuge der gesamten Geschichte unserer Stadt stellt er eines der wichtigsten Monumente dar.
Seine Unterschutzstellung stellt denn auch die Werte aus den verschiedenen Epochen heraus:
- möglicher Rest einer Stauferburg (s. Eckquader)
- Stadtmauerturm der Freien Reichsstadt (s. Maulscharten)
- Gefängnisturm und Werk No.162 der Landauer Vaubanfestung
- Domizil der Sozietät der Hoogschans aus der bayrischen Zeit (Simplizissimus)
Deshalb verwundern die Anstrengungen, die Stadt und Niederländter unternehmen, um den Turm zu bewahren nicht: Die Stadtverwaltung hat die mittelalterlichen Fenstergitter durch Metallrestauratoren sanieren und an einer Stelle zum Notausgang ertüchtigen lassen und den Zustand des Mauerwerks untersuchen lassen und das landeseigene Institut für Steinkonservierung Mörtelproben für eine zukünftige Sanierung nehmen lassen.
Die Gesellschaft der Niederländter hat sich als Nutzer verpflichtet, die Schäden an den Innenputzen und den geschützten Secco-Malereien zu beheben. Gemeinsam mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und der Landesdenkmalpflege wurde ein restauratorisches Konzept abgestimmt und eine Restauratorin beauftragt werden, die die Malereien saniert.
Die Hoogschans-Societät hat u.a. den Festungsbauverein gebeten, das Projekt zu unterstützen. Der Vorstand des FBV hat in einer Sitzung beschlossen, zunächst keine eigenen Mittel zur Verfügung zu stellen, aber im Kreise seiner Förderer und Partner um Unterstützung für das Projekt zu werben, da in den kommenden Jahren viele eigene Ausgaben zu bewältigen sind. Eine Förderung durch den Festungsbauverein ist nach Satzung möglich, da das Objekt Teil der Festungsanlage und Bauwerk innerhalb der Festungsmauern ist.
Die Gesellschaft der Niederländter wurde vom bayerischen Reiteroffizier und Kunstmaler Ludwig von Nagel ins Leben gerufen. Als Ausgleich zum hierarchieverordneten Leben eines Militärs, gründete er 1868 eine dem Simplizzisimus verpflichtete Spaß-Gesellschaft, die sich an den Malergilden des Spätmittelalters orientierte, und traf sich fortan regelmäßig mit Gleichgesinnten, um sich unter anderem der Malerei, dem Musizieren und der Dichtkunst zu widmen. Sie werden als wichtiger Beitrag zur Aufklärung und Demokratisierung im militärisch dominierten Gesellschaft des der Heute zählen die Niederländter etwa 440 Mitglieder in 19 Gruppierungen, den ,,Societäten“, mit Schwerpunkt in Bayern und vereinzelten Gruppen in der Pfalz und in Bonn. Die Landauer Societät wurde im Jahr 1907 gegründet.